Am Nachmittag des 18. Januar 2007 erreicht das ungewöhnlich starke Sturmtief „Kyrill“ die norddeutschen Küsten und zieht während der Nacht über ganz Deutschland und benachbarte Länder hinweg. Fast überall werden Windstärken in Böen von über 100 km/h gemessen, die Höchstwerte auf dem Wendelstein (Bayerische Alpen) mit 202 km/h und auf dem Brocken (Harz) mit 198 km/h. Ungewöhnlich starke Böen werden jedoch auch im Flachland registriert, z. B. auf dem Düsseldorfer Flughafen 144 km/h (Werte von www.wetteronline.de ).
Hamburg ist bei diesem Sturm relativ glimpflich davon gekommen. Außer umgestürzten Bäumen und anderen üblichen Sturmschäden ist nichts passiert. Eine für den kommenden Morgen vorhergesagte schwere Sturmflut ist, wie auch an der Nordseeküste, ausgeblieben.
An den Daten unseres Wettermastes in Hamburg-Billwerder können Sie den Ablauf des Sturms nachvollziehen. Nachdem zunächst ein großes Niederschlagsfeld ab 8 Uhr für acht Stunden Dauerregen mit insgesamt 10 mm Niederschlag gesorgt hat, folgt um 16 Uhr nach einem starken Abfall des Luftdrucks der Durchgang der Kaltfront mit den ersten Sturmböen verbunden mit vereinzelten Gewittern (Beobachtung). Die Windgeschwindigkeiten erreichen hier in Böen bereits die 30 m/s-Marke in 50 m Höhe (= 108 km/h). Gleichzeitig bringen kräftige Schauer noch einmal in wenigen Minuten 10 mm Niederschlag, leider zuviel für einen Teil unserer Elektronik, so dass der 10 m-Mast von nun an keine Werte mehr sendet. Der Luftdruck erreicht zu diesem Zeitpunkt seinen niedrigsten Wert von 972,9 hPa, so wenig wie noch nie seit Beginn unserer Messungen 1995.
Während das Zentrum des Tiefs mit 962 hPa über Dänemark hinwegzieht, verbleibt der Luftdruck bei uns über mehrere Stunden auf niedrigem Niveau. Der Wind hat mit Durchgang der Front von Südwest auf West gedreht und wieder an Stärke nachgelassen, Niederschläge gibt es nur noch vereinzelt. Die Temperatur, am Nachmittag mit knapp 13 °C für Januar ungewöhnlich warm, ist zunächst sprunghaft um mehrere Grad gefallen und sinkt mit jedem Schauer etwas weiter. Man wartet gespannt auf das, was laut Vorhersage noch kommen soll.
Um kurz nach 19 Uhr legt der Sturm dann noch einmal richtig zu. Erst in dieser zweiten Phase, die etwa zwei Stunden andauert, werden die höchsten Windgeschwindkeiten gemessen, der Sturm wird zum Orkan. In 50 m Höhe registrieren wir Böen von über 33 m/s (119 km/h), ganz oben in 250 m Höhe werden sogar 40 m/s (144 km/h) erreicht. Selbst die über 5 Minuten gemittelten Windgeschwindigkeiten liegen zeitweise über 20 m/s (72 km/h) in 50 m Höhe und 30 m/s (108 km/h) in 250 m Höhe. Ähnlich hohe Werte in Böen und im Mittel haben wir jedoch auch schon einige Male in den Jahren zuvor gemessen.
Ab etwa 21 Uhr lässt der Wind wieder nach, der Sturm klingt entgegen den Vorhersagen ab, die befürchtete Sturmflut bleibt aus. Der Luftdruck steigt wieder auf normales Niveau.
Zu den folgenden Grafiken: Durchgang der Kaltfront um 16 Uhr, Werte vom 10 m-Mast (grüne Linien) nicht vollständig wegen Ausfall, beim Wind sind 10 m/s = 36 km/h, 20 m/s = 72 km/h, 30 m/s = 108 km/h und 40 m/s = 144 km/h.