Hohe Windgeschwindigkeiten sind in Hamburg auch im Sommer nicht ungewöhnlich, denn Gewitter werden oft von starken Böen begleitet. Allerdings sind dies nur recht kurze Ereignisse von einigen Minuten Dauer. Ein richtiges Sturmtief jedoch, das sich über mehrere Stunden über der Stadt austobt, erlebt man eigentlich nur im Winterhalbjahr. Manchmal verirrt sich solch ein Tiefdruckgebiet aber auch mitten im Sommer in unsere Breiten, so geschehen am 26. und 27. Juni 2007.
Das Tief "Uriah" zieht mit einem ausgedehnten Niederschlagsgebiet über Norddeutschland hinweg. Dabei überquert die Kaltfront Hamburg nicht einfach, sondern durch die Drehbewegung des Wirbels wird sie stundenlang quasi der Länge nach über die Stadt geschleppt.
Der Durchgang der Front ist sehr gut in der Grafik des Luftdrucks zu erkennen. Er wird markiert durch das Minimum von 988 hPa um 15 Uhr, nachdem der Druck seit Mitternacht um etwa 0,8 hPa pro Stunde gefallen ist. Anschließend steigt er über 30 Stunden hinweg mit etwa 0,5 hPa.
Während dieser gesamten Zeit liegt die mittlere Windgeschwindigkeit in 10 m Höhe fast durchweg über 5 m/s (18 km/h), in 50 m Höhe über 10 m/s (36 km/h) und in 250 m Höhe über 15 m/s (54 km/h). Dabei treten die stärksten Böen am Abend des 26. und am Nachmittag des 27. Juni auf. In 10 m Höhe erreichen sie 18 m/s (65 km/h), in 50 m Höhe 25 m/s (90 km/h) und in 250 m Höhe sogar 30 m/s (108 km/h). Die Windrichtung liegt konstant bei West bis Südwest.
Diese konstant hohen Windgeschwindigkeiten aus westlicher Richtung über viele Stunden hinweg führen in Hamburg zu einer Sturmflut mit einem Wasserstand von 2 m über dem mittleren Hochwasser. Dabei steht z. B. der Fischmarkt in Altona mit der Fischauktionshalle einen halben Meter unter Wasser. Außerhalb der Sturmflutsaison, die vom 15. September bis 31. März dauert, ein sehr seltenes Ereignis.
An Land zerrt der Sturm vor allem an den Bäumen, die, im Gegensatz zum Winter, in vollem Laub stehen und damit dem Wind eine große Angriffsfläche bieten. Äste werden abgerissen, ganze Bäume umgeknickt.
Die ersten 16 Stunden nach dem Frontdurchgang regnet es ununterbrochen. Nicht sehr stark, sondern im Schnitt mit 2,1 mm pro Stunde, aber in der Summe kommen so 34 mm zusammen. Anschließend ziehen immer wieder nachlaufende Schauergebiete durch, die noch einige Millimeter zusätzlich bringen. In den Messdaten unseres Ceilometers, das eigentlich die Wolkenhöhen misst, können Sie den Regen an den dunkelblauen Bereichen erkennen, die aus etwa 500 m Höhe bis zum Boden herab reichen.
Die Lufttemperatur fällt vor dem Frontdurchgang zunächst um etwa 3 Grad von 16 auf 13 °C ab, steigt dann mit Einsetzen des Regens für kurze Zeit wieder um 1 Grad und fällt dann koninuierlich während der langen Regenzeit um etwa 0,3 Grad pro Stunde bis auf 10 °C. Am Nachmittag des zweiten Tages werden, außerhalb der Schauer, aber wieder 16 °C erreicht.
Die Luftfeuchtigkeit liegt, wie bei solchen Niederschlagsereignissen üblich, bei fast 100 %. Bedingt durch die fallende Lufttemperatur muss aber zwangsläufig auch die absolute Feuchte (und damit auch der Taupunkt) sinken. Während sich am Beginn noch 12 g Wasserdampf in jedem Kubikmeter Luft befanden, sind es am Ende nur noch 9 g.
Zu den folgenden Grafiken: Durchgang der Kaltfront um 15 Uhr, Dauerregen von 14 bis 6 Uhr, danach einzelne Schauer, beim Wind sind 10 m/s = 36 km/h, 20 m/s = 72 km/h und 30 m/s = 108 km/h, Zählung der Regendauer und -menge beginnt jeweils bei 1 Uhr (= 0 Uhr MEZ).