Klimadiagramm für Hamburg-Billwerder

Sie gehören zum Schulstoff wie Prozentrechnung und unregelmäßige Verben: die Klimadiagramme in Erdkunde oder Geografie. Als Meteorologen haben wir mit diesen Diagrammen wenig zu tun, außer dass wir in der Lage sind, sie mit drei Handgriffen zu berechnen. Gebraucht werden sie vielmehr zur klimatischen Charakterisierung eines Standorts, z. B. für landwirtschaftliche Nutzungen. Die besondere Darstellung von Temperatur und Niederschlag lässt dafür einfache, aber wichtige Rückschlüsse auf das Klima vor Ort zu.

Wenn ihr für die Schule auf der Suche nach einem Klimadiagramm für Hamburg seid, werdet ihr im Internet sehr schnell fündig. Die meisten Diagramme beziehen sich dabei auf den Stadtteil Fuhlsbüttel im Norden der Stadt, weil der Deutsche Wetterdienst  dort am Flughafen seine Wetterstation betreibt. Das Klima ist allerdings auch innerhalb von Hamburg nicht überall gleich. So regnet es im Nordwesten z. B. etwas mehr als im Südosten der Stadt. Dies ist ein Trend, der sich von Heide in Schleswig-Holstein über Hamburg hinweg bis nach Lüneburg zieht.

Hier haben wir für euch einmal das Klimadiagramm für den Stadtteil Billwerder erstellt. Grundlage dafür sind die Daten unserer Messstation, die seit 1995 in Betrieb ist. Beachtet, dass wir noch keine 30 Jahre voll haben, sondern „nur“ 22 Jahre für die Temperatur und 15 Jahre für den Niederschlag. Klickt auf das Bild für eine größere Darstellung.

Billwerder liegt zwischen der Innenstadt und Bergedorf im Südosten von Hamburg und besteht hauptsächlich aus landwirtschaftlichen Flächen. Unübersehbar ist dort der 300 m hohe Sendemast des NDR, wo wir unsere Messanlage betreiben. Ihr könnt ja einmal unser Klimadiagramm mit einem aus Fuhlsbüttel vergleichen und versuchen, Unterschiede zu finden. Sie werden nicht groß sein und ihr müsst euch fragen, ob das wirklich am Klima liegt, oder vielleicht auch an den unterschiedlichen Zeiträumen, die in das Diagramm eingeflossen sind. Oder an unterschiedlichen Messmethoden?

Wer sich nicht mehr so ganz an seine Schulzeit erinnert, dem geben wir hier noch ein paar Hinweise zum Lesen solcher Klimadiagramme:

• Aufgetragen ist der mittlere Jahresgang der Lufttemperatur (rote Linie) und der Niederschlagsmenge (blaue Linie). Die Temperatur ist für jeden Monat die Durchschnittstemperatur, die Niederschlagsmenge die mittlere Summe eines Monats. Man sieht also den für ein Jahr „typischen“ Temperatur- und Niederschlagsverlauf.
• Die Temperatur wird in °C angegeben, die Niederschlagsmenge in mm. Dabei entspricht 1 mm einem Liter Wasser pro Quadratmeter.
• Die Zahlenwerte für die einzelnen Monate und das ganze Jahr sind rechts in der Tabelle angegeben.
• Die Skala für den Niederschlag (rechts in Blau) zeigt immer den doppelten Zahlenwert der Temperaturskala (links in Rot). Dadurch kann man am Kurvenverlauf ablesen, ob es sich um ein arides, also trockenes Klima handelt, oder um ein humides, also feuchtes. Liegt die blaue Linie über der roten, wie hier in Hamburg das ganze Jahr hindurch, liegt ein humides Klima vor. Der Niederschlag bringt mehr Wasser für den Boden, als durch Verdunstung verloren geht.
• Auch wenn die geografische Position immer angegeben ist, erkennt das geübte Auge an den Daten und dem Verlauf der Kurven, wo auf der Erde sich der Ort befinden könnte. Ausgeprägte Jahreszeiten mit Maximum im Sommer und einer mittleren Temperatur von 10 °C sprechen z. B. für einen Ort in den gemäßigten Breiten der Nordhalbkugel.

• Der Sonnenschein, sei es als Sonnenstunden oder als Sonnenenergie.
• Mit dem Sonnenschein verbunden: die Wolken.
• Der Wind, sowohl seine Geschwindigkeit im Mittel und in Böen, als auch seine Richtung.
• Minimum- und Maximumtemperaturen, Anzahl Eis- und Frosttage, Hitzetage, Tropennächte usw.
• Luftfeuchtigkeit.
• Die Schwankungsbreite der Temperatur und des Niederschlags für einen Monat sind auch nicht unwesentlich.

Text: Ingo Lange